Im 17. und 18. Jahrhundert waren Pranger ein fester Bestandteil vieler Markt- und Gerichtsorte in Niederösterreich. Als öffentliches Strafinstrument dienten sie dazu, kleinere Vergehen sichtbar zu ahnden und zugleich die Gerichtsbarkeit der Gemeinde zu betonen. Häufig wurden diese Prangersäulen mit Figuren geschmückt, die eine symbolische Bedeutung für Recht und Ordnung hatten. Besonders verbreitet war dabei die Darstellung des heiligen Kilian.
Kilian, ein irischer Missionsbischof aus dem 7. Jahrhundert und im deutschsprachigen Raum hochverehrter Volksheiliger, galt als Patron der Rechtspflege und der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Seine Figur auf einem Pranger sollte einerseits die Autorität der lokalen Gerichte unterstreichen und andererseits die Ausübung von Recht unter göttlichen Schutz stellen. So verband sich die weltliche Strafe mit einer religiösen Botschaft: Ordnung und Gerechtigkeit wurden nicht nur durch menschliche, sondern auch durch moralisch-christliche Werte legitimiert.