Im antiken Stadtteil Carnuntum befand sich ein prächtiges Stadtpalais, die sogenannte Villa Urbana. Seit dem Jahr 2005 finden dort regelmäßig Ausgrabungen statt. Mit Kellen und Spaten wird Schicht für Schicht abgetragen, für die Feinarbeit kommen Spitzkellen und Pinsel zum Einsatz. Um die Funde jederzeit lokalisieren zu können, wurde die vorhandene Raumstruktur des ehemaligen Wohnhauses mit Ziffern versehen und diese wiederum in Quadranten eingeteilt. Jede abgetragene Schicht der Quadranten wird in einem Plan, der Matrize, eingetragen. Alle Funde aus einem Quadranten und einer Schicht bekommen eine eigene Fundnummer und werden in Kisten gesammelt. Danach werden die Objekte in waschbare (Bein, Keramik, Knochen, Ziegel) und nicht waschbare Materialien (Glas, Holz, Metall, Wandmalerei) aufgeteilt. Die zu waschenden Fragmente werden zuvor auf Rückstände untersucht, bevor sie in einem Wasserbad vorsichtig mit einer Bürste gesäubert und je nach Witterung für 1 - 3 Tage zur Trocknung aufgelegt werden. Anschließend wird die gesamte Fundnummer wieder zusammengeführt und für den Transport nach Hainburg ins archäologische Depot vorbereitet.
Bei der Fundbearbeitung im Depot werden alle Fragmente nach Materialgruppen sortiert, gezählt und in eine Datenbank eingegeben. Jeder Fund bekommt eine eigene Inventarnummer und ist somit eindeutig identifizierbar. Die sortierten Fragmente lagern zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung im Depot.

Das 3D-Modell zeigt eine Fundnummer aus der Grabung „Villa Urbana“ vor der Sortierung und Archivierung im archäologischen Depot Hainburg. Das Fundmaterial besteht aus 27 unterschiedlichen Materialgruppen, 20 davon sind anwählbar und werden näher beschrieben. Diese Fundnummer umfasst insgesamt 1623 Stücke.

1 Amphore: Zweihenkeliges Vorratsgefäß mit einem Fassungsvermögen von 5 bis 50 Liter.
2 Haarnadel: Als Schmuck und Fixierung der Frisur. Es wurden Edelmetall- oder Beinhaarnadeln verwendet.
3 Glasstein: Als Schmuck in Verwendung. Wurde in Kettenform am Arm oder Hals oder als Ohrring getragen.
4 Bronzering: Die meist im Querschnitt D-förmigen Ringe wurden als Kettenglieder oder zur Befestigung von Schlüssel und anderen Gegenständen verwendet.
5 Eisen: Handgeschmiedeter Nagel aus einem spitz zulaufenden Vierkantstab. Nägel hatte eine Länge zwischen 4 und 35 cm.
6 Schlacke: Abfallprodukt und gleichzeitig Zeuge einer regen Eisenproduktion der Römer.
7 Feinware: Dünnwandiges und dekoriertes Tafelgeschirr, eine besonders schöne Form der Keramik.
8 Glas: Ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. aufgrund geänderter Produktionsform stark ansteigende Verwendung von Speise- und Toilettgeschirr sowie Fensterglas.
9 Glasierte Ware: Durch einen Überzug aus Bleiglasur veredelte, gelb-graue, olivfarbene oder braune Keramik der Luxusklasse.
10 Glanztonware: Bessere Form von Tafelgeschirr mit Ratterdekor oder gestempelten Motiven. Durch Engobenbeschichtung glatte Oberfläche.
11 Kieferknochen: Durch Knochenfunde von Tieren gewinnt man Einblicke in die Essgewohnheiten der Römer.
12 Lampe: Lichtquelle mit Öl als Brennstoff. Tonlampen waren bei den Römern ein Massenprodukt. Teurere Lampen wurden aus Bronze, Eisen oder Glas hergestellt.
13 Mosaikstein: Besonders bei wohlhabenden Römern waren Fußböden mit Mosaiken dekoriert.
14 Oxidierend gebrannte Gebrauchskeramik: Durch Zuführung von Sauerstoff oxidiert das im Ton enthaltene Eisen. Der entstehende Hämatit färbt die Keramik rötlich.
15 Räucherschale: Gefäß mit plastisch gearbeiteten Wellenbändern, stand auf Altären, diente dem römischen Kult und wurde auch als Beleuchtungsgerät eingesetzt.
16 Reduzierend gebrannte Gebrauchskeramik: Reduktion von Sauerstoff im Brennofen, Magnetit entsteht, der die Keramik gräulich färbt.
17 Reibschale: Keramikgefäß mit kleinen eingearbeiteten Steinen, das zum Zerreiben und Mischen von Kräutern und Gewürzen diente.
18 Terra Sigillata: Römisches Tafelgeschirr, wurde ab dem 1. Jahrhundert. n. Chr. in italienischen Werkstätten entwickelt. Glatt oder verziert mit Relief, Appliken, Kerbschnitt, Barbotine. Wurde nicht in Carnuntum produziert.
19 Wandmalerei: Besonders bei den Römern fand der Wandschmuck eine weite Verbreitung.
20 Ziegel: Als Tegula und Imbrex bezeichnet man die Formen von römischen Dachziegeln. Manche tragen einen Herstellerstempel. Fanden auch für Kanäle oder Ziegelgräber Verwendung.
Modell: © Landessammlungen Niederösterreich, Niederösterreich 3D

Objektdetails
Fundort: Carnuntum
Material: siehe Beschreibung
Maße: -
Datierung: -